Der „Obergermanisch-Raetische Limes“ bildete zwischen den Flüssen Rhein und Donau auf 550 km Länge die Grenze des Römischen Reichs. Er trennte vom Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus bis zur zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts für rund 150 Jahre die römischen Provinzen Obergermanien und Raetien vom germanischen Barbaricum. Überwachungs- und Sperranlagen (Türme, Palisaden, Gräben, Wälle, Mauern) bildeten mit den Truppenunterkünften (Kastellen) eine künstlich geschaffene Grenze. Die Reste der gewaltigen Anlage, die Europa vor fast 2000 Jahren zum ersten Mal teilte, befinden sich in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.
Unter dem Schutz des Limes entwickelten sich Gesellschaft und Kulturlandschaft nach mediterranem Vorbild. Die Germanen nördlich des Limes waren dagegen von diesen Entwicklungen weitgehend ausgeschlossen. In dieser Situation schuf der Limes eine Kontaktzone zweier völlig unterschiedlicher Kulturen. Der mediterrane Süden traf auf den germanischen Norden. In diesem Spannungsverhältnis wurzelt die welthistorische Bedeutung des Limes. Am 15. Juli 2005 ist der Obergermanisch-Raetische Limes zum Weltkulturerbe ernannt und damit kulturhistorisch auf eine Stufe mit der Akropolis in Griechenland und den Pyramiden von Giseh in Ägypten gestellt worden.